Vaterlose Kindheit                                                                                                                 Ein Vortrag von SusanneHasenfuss   

 Zwei Weltkriege haben im 20. Jahrhundert massive Folgen für das Aufwachsen mehrerer Generationen gehabt. In diesem Vortrag wird darauf eingegangen, was es bedeutet, ohne Vater groß werden zu müssen:

 

Erst im Alter nehmen viele Menschen ein wesentliches Defizit und seine Folgen in ihrem Leben in Form von Trauer und Verlustgefühlen deutlicher wahr. Das Aufwachsen ohne den im Krieg gestorbenen Vater hinterlässt deutliche Spuren in jedem betroffenen Lebenslauf.

Nach dem 2. Weltkrieg sind in Deutschland 2,5 Millionen Kinder vaterlos groß geworden. Was bedeutet es für Kinder, sich ohne den Vater als prägende männliche Bezugsperson entwickeln zu müssen? Wie verändert sich ihre Rolle im Familiengefüge? Welchen Einfluss nimmt das Fehlen des Vaters auf Ihre Geschlechtsidentität? Der Vortrag geht diesen Fragen nach und zeigt die Auswirkungen der Vaterlosen Kindheit auf, die bis zur „Krise der Vaterschaft“ geführt haben.

-          Es war kein Einzelphänomen, sondern betraf nach dem II. Weltkrieg ca. 2,5 Millionen Kinder in Deutschland

-          Schon viele ihrer Eltern waren nach dem I. Weltkrieg vaterlos

aufgewachsen

-          Viele alleinerziehende Mütter waren noch sehr jung

Als Halbwaise leben zu müssen, kann die Kindheit abrupt beenden:

-          Kinder mussten früh Verantwortung übernehmen

-          Sie haben als Erwachsene funktioniert und mussten sich auf Tugenden wie Zuverlässigkeit, Fleiß und Disziplin verlassen, waren leistungsstark und durchsetzungsfähig

 

Damit der Alltag in den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegszeiten reibungslos funktionierte, blieb keine Zeit für die Trauer und das Bewusstwerden des Verlustes:                                                   

-          Die Kinder haben sich um die Mutter und die jüngeren Geschwister gekümmert

-          Die Jungen waren der Mutter ein Ersatzpartner

-          Sie versuchten, ihren Geschwistern den Vater zu ersetzen

-          und fühlten sich für das Wohl der Familie verantwortlich

Der Vater nimmt in der Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle ein:

-          sowohl für die Mädchen wie auch für die Jungen ist er ein männliches Rollenvorbild, hilft ihnen bei der Abgrenzung zum anderen Geschlecht und der Ausbildung des Selbstwerts

 

Wenn der Vater fehlt und die Kinder Verantwortung übernehmen, wechseln sie in die Elternrolle. Diese Überforderung hat folgenreiche Konsequenzen, die sich auf ihr weiteres Leben auswirken:

-          Die Mädchen und Jungen haben ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen und konnten deshalb keine Fürsorge annehmen

-          Als „Retter der Familie“ haben sich vor allem die Jungen gebraucht und wichtig gefühlt, hatten dadurch aber größte Akzeptanzprobleme gegenüber neuen Partnern der Mutter.

-          Die Folgen von Vaterlosigkeit können - neben anderen - sein: Partnerschaftsprobleme, innere Haltlosigkeit, eine überhöhende Leistungsorientierung und psychische Erkrankungen.

Sozialwissenschaftler sprechen von der „Krise der Vaterschaft“. Wie gestaltet sich die Vaterrolle in Zukunft?